Wir erleben gerade, wie wichtig und einzigartig menschliche Kontakte und echte Begegnungen sind.
Glauben, hoffen, lieben? Unsere Aufgabe besteht doch darin, kulturelle Nähe zu schaffen. Im kleinen, aber auch im Großen wie etwa in der auswärtigen Kulturpolitik. Wir können lernen, welch großen Wert Kultur darstellt. Der Slogan „Global denken, regional handeln“ hat durch die neuesten Entwicklungen eine neue Facette erhalten. Wenn wir von diesen Strategien lernen und uns eingestehen, dass wir unsere kulturellen Fundamente viel zu lange als Ornamente behandelt haben, habe ich Hoffnung, dass wir aus der Coronakrise gestärkt hervorgehen.
Ohne Coronavirus hätte die Installation der „Himmelsschaukel“ bis Ende März gedauert; jetzt pausiert das Dialogprojekt, das die Besucher zu zugewandter Bewegung, gemeinsamen Dialog und der Beziehungen von Mensch und Gott inspirieren soll.
Nach erster Fassungslosigkeit sehe ich nun eine besondere Chance darin, das Projekt mit einem durch die Coronakrise sensibilisierten und geschärften Blick erneut anstoßen zu können. Auch die Kirchengemeinde St. Dionysius denkt bereits über eine Verlängerung nach. Konkret wird das Vorhaben aber frühestens, wenn eine Lockerung des Kontaktverbots eine verantwortungsvolle Wiederöffnung ermöglicht.
Ich hoffe, dass in Rheine das Projekt „Selig schaukeln, glauben hoffen und lieben auf eigene Gefahr“ vor diesem Hintergrund noch einmal neu wahrgenommen wird - ebenso wie das vor zwei Jahren im Rahmenplan Innenstadt angestoßene Projekt „open source“, bei dem es ebenfalls darum geht, einen neuen Blick auf die kulturellen Quellen und das kulturelle (Er)leben in Rheine zu bekommen. Wie bei allen meinen Projekten geht das nicht ohne Beteiligung. Meine Kunst taugt nicht als Ornament. Eine Kunst wie die Himmelsschaukel ist ein Angebot für Auseinandersetzung und Dialog. Sie braucht Menschen, die sich zu eigenen Gedanken und Vorstellungen inspirieren lassen und gemeinsam darüber sprechen und mitgehalten. Es geht darum sich herausfordern zu lassen und gegen Vorurteile, aber auch gegen Verfestigungen und eingefahrene Gewohnheiten anzugehen.
Ich bin überzeugt davon, dass vieles von dem, was jetzt entsteht und entwickelt wird, Bestand hat und unser Zusammenleben nach der Corona-Krise verändern wird. Wir erschließen uns gerade neue Räume. Nach der Krise wird es ein mehr und kein weniger an Kultur geben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass viele der Kulturschaffenden die wirtschaftliche Durststrecke überleben. Ich bin froh über alle Kunst- und Kulturschaffenden, die sich jetzt einmischen und zeigen, was in dieser Welt möglich ist und die daran erinnern, was ohne sie fehlen würde.